Immer mehr Menschen wünschen sich einen außergewöhnlichen, spektakulären Heiratsantrag. Die Londoner Daisy Amodio und Tiffany Wright haben den Trend erkannt. Sie entwerfen Ideen für einen ganz persönlichen Antrag und übernehmen die Organisation. Ende des Jahres wollen sie auch nach Deutschland expandieren.
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Pompöser geht es kaum: Der US-Rapper Kanye West mietete ein Baseball-Stadion, ließ ein 50 Mann starkes Musikorchester spielen und zündete ein Feuerwerk, bevor er auf die Knie ging und seiner Freundin, dem TV-Sternchen Kim Kardashian, einen Antrag machte.
Berichte von extravaganten Heiratsanträgen tauchten bislang vor allem in den Klatschspalten der Boulevardpresse auf, wenn die Reichen und Berühmten dieser Welt sich ihrem Partner versprachen. Doch das ändert sich zunehmend. Die Frage „Willst du mich heiraten?“ zuhause auf dem Sofa zu stellen, genügt nicht mehr. Immer mehr Menschen wünschen sich einen außergewöhnlichen Antrag – egal ob Männer oder Frauen.
Weil sie sichergehen wollen, dass es ein unvergesslicher Moment wird, holen sie sich Hilfe von Planern wie Daisy Amodio und Tiffany Wright. Sie starteten mit ihrer Agentur „The Proposers“ vor zwei Jahren in London und können sich seitdem vor Anfragen kaum retten. „Die Menschen sind besessen von Prominenten und wollen selbst ebenfalls eine schöne Geschichte zu erzählen haben“, erklärt Daisy Amodio den Trend. Dabei entstehe durch die sozialen Medien so etwas wie ein Wettbewerb. „Auch wenn es keinen Konkurrenzkampf geben sollte, unsere Generation heutzutage ist nun mal so“, sagt die 32-Jährige. Persönlich, einzigartig, originell: „Kein Antrag darf wie der andere sein.“
Damit das klappt, muss jeder Klient ein Formular ausfüllen, in dem er oder sie den Partner so gut wie möglich beschreibt. Lieblingsfilm, Vorlieben, Hobbies, Träume, Lieblingsessen – Amodio und Wright wollen den Menschen anhand der Antworten kennenlernen. Manchmal verfolgen Amodio und Wright die oder den Auserwählten sogar auf Facebook, Twitter oder Pinterest, um mehr über deren Persönlichkeiten zu erfahren. Dann schlagen die Romantikerinnen zwei Ideen vor, die auf das Paar zugeschnitten sind. Einen Flashmob mitten in London? Ein Buch, in der die Geschichte des Paars erzählt wird und er ihr daraus vorliest? Oder eine Fahrt auf der Themse im selben Speedboot, das schon James Bond für seine Verbrecherjagd gefahren hat? Rund 160 Anträge haben Amodio, die früher in der Werbung gearbeitet hat, und die ehemalige Journalistin Wright bereits organisiert. Und das Wichtigste: Alle haben „Ja“ gesagt.
Wie die deutsche Auswanderin Michaela, die seit einigen Jahren in London lebt und hier ihren englischen Freund Gabriel kennengelernt hat. Weil sie die Stadt liebt, haben die Planerinnen eine ganz persönliche Rundfahrt im typisch roten Doppeldeckerbus durch London organisiert, während der das Paar an allen Orten vorbeikam, die für sie eine Bedeutung haben. Der Pub, in dem sie sich kennengelernt haben, das Riesenrad, an dem Michaela schon einmal ihren Geburtstag gefeiert hat, das Kino, in dem sie ihren Lieblingsfilm gesehen hat. Am Ende fiel sie ihrem Freund heulend vor Glück in ihrem Garten um den Hals.
„Wenn die Frau eine Hochzeitsplanerin hat, warum darf der Mann sich bei diesem großen Moment keine Hilfe holen?“, fragt Daisy Amodio, deren Klienten noch immer vorwiegend männlich sind und aus aller Welt kommen, nicht nur aus dem Vereinigten Königreich oder Deutschland, sondern auch aus Sansibar, Ägypten oder Malaysia. „Das Interesse an Europa ist riesig.“ Deshalb planen „The Proposers“ Ende des Jahres nach Berlin, Paris, Rom und Australien zu expandieren.
Am Finger von Daisy Amodio funkelt ein großer Diamantring, in sechs Wochen wird sie selbst heiraten. Nach sieben Jahren Beziehung habe ihr Freund sie endlich gefragt – sie, die eigentlich immer als erste verlobt sein wollte. Dann kam zwar nicht ihr Traumantrag auf der London Bridge, aber ihr zukünftiger Mann wählte eine persönliche Umgebung auf der Dachterrasse der neu gekauften Wohnung mit tausenden von Kerzen, Teelichtern und Blumen. „Er machte das großartig“, sagt sie. „Aber ich muss zugeben: Wenn ich manchmal die großen Anträge organisiere, wünsche ich mir, ich könnte so etwas haben.“
Dabei kommt es weniger auf das Budget an, im Durchschnitt kostet ein Antrag rund 2500 Euro. Die teuerste Frage, die Daisy Amodio und Tiffany Wright bislang organisierten, war 35.000 Euro schwer. Der Engländer Pete wollte seiner Freundin Chloe einen Herzenswunsch erfüllen: Sich einmal fühlen wie ein Star. Dafür schenkte er ihr Designer-Kleider und Handtaschen, ein Friseur und eine Kosmetikerin machten sie besonders hübsch, dann wurde sie in der Limousine abgeholt. Paparazzi folgten ihr, bevor sie in ein Boot stieg und die Themse entlang fuhr. Gut versorgt mit Champagner ging es dann mit dem Helikopter zu einer kleinen Kappelle, wo eine Szene aus ihrem Lieblingsfilm „Tatsächlich Liebe“ für sie nachgespielt wurde. Erst dann fiel er auf die Knie und fragte, ob sie ihn heiraten wolle. „Es war ein perfekter Tag“, sagt Amodio. Und genau darum gehe es. Die Antragsplanerin war als Zuschauerin dabei und wie immer kamen ihr auch dieses Mal die Tränen. „Ist das nicht der Moment, den alle haben wollen?“
Schöner Bericht….aber braucht man das wirklich ? Eine Antragsplanerin ?
Sind die Menschen nicht mehr fähig ohne Hilfe und riesigen Geldausgaben sich den
„perfekten Tag“ selbst zu gestalten..!! Naja, hat bestimmt jeder eine andere Vorstellung wie ein Antrag für sie/ihn aussehen soll.:-)
Wenn man schon den Antrag kaufen muss – wo soll das hinführen? Wenigstens die Frage darf man (noch) persönlich stellen. Wer verkauft einem danach ein außergewöhnliches und spektakuläres Leben? Muss man sich darum tatsächlich selber kümmern?