Nur zur Sicherheit?

Mauer

Checkpoints, Zäune, Militär und Mauern – wer sich in den palästinensischen Gebieten bewegt, fühlt sich mitunter wie in einem Hochsicherheitstrakt. Eindrücke von unterwegs

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Hebron Checkpoint

Mitten in der Altstadt von Hebron wurden Checkpoints errichtet, um die rund 500 israelischen Siedler zu schützen. Die Palästinenser wurden von diesem Teil der Stadt im Westjordanland weitgehend vertrieben, ihre Läden einfach verrammelt. Die jüdischen Siedler beanspruchen in Hebron zu leben, da der biblische Stammvater Abraham und seine Frau Sarah hier begraben sein sollen. Auch für die Muslime ist es ein heiliger Ort. Das birgt Konfliktpotential. Die Altstadt ist mittlerweile zu einer Geisterstadt verkommen. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

 

Mauer3

Mauer zwischen Israel und dem palästinensischen Flüchtlingslager Aida in der Nähe von Bethlehem. Der Wachturm ist – auch wenn es nicht so scheint – mit israelischen Soldaten besetzt. (Bilder 1, 2 und 3: Thomas Imo, photothek, GIZ)

 

Gazaeingang

Um von Israel aus in den Gazastreifen zu kommen, muss man den Grenzübergang Erez passieren. Mehr Kontrolle geht nicht. Angsteinflößend. Wir waren mit der GIZ mit gepanzerten Geländewagen unterwegs.

 

Gang Gaza

Um aus Gaza wieder nach Israel zu kommen, muss man zu Fuß durch diesen langen käfigartigen Gang gehen. Es ist wie ein Marsch von einer Welt in eine andere.

 

Gazaausgang

Und dann steht man in einer Halle voller Kameras. Mit Hilfe von Lautsprechern fordern israelische Soldaten einen auf, die Taschen auf die Tische zu legen und zu öffnen – für einen ersten Blick ins Hab und Gut. Was im Anschluss folgt, ist eine Prozedur, die in keinem Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses schlimmer sein kann. Schleusen, Nacktscanner, Befragungen und Taschendurchsuchungen. Das Militär leistet ganze Arbeit und inspiziert sogar meine Zahnbürste. Am Ende bekomme ich mein Gepäck in Einzelteilen zurück. Immerhin.

 

Mauer1

Bilder von Jassir Arafat schmücken viele Teile der Mauer. Er starb im Jahr 2004, wird aber noch immer in der palästinensischen Bevölkerung als geistiger Führer verehrt. Die Tatsache, dass in Arafats Leiche erhöhte Plutonium-Werte festgestellt wurden, er also möglicherweise vergiftet wurde, lässt ihn nur noch mehr zum Helden werden.

 

Mauer Ramallah

Busfahrt von Ramallah nach Jerusalem: Die Straße führt direkt an der Mauer entlang, mit der sich Israel von dem seit 1967 besetzten Westjordanland abzuschotten versucht. Sie soll vor allem Attentäter abschrecken und den Israelis ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, sozusagen ein Bollwerk gegen den Terrorismus.

 

Graffiti

Graffiti vor dem Eingang zum Flüchtlingslager Aida am Ortsrand von Bethlehem im Westjordanland. Aida existiert bereits seit 1948 und dementsprechend wirkt es mehr wie eine Wohnsiedlung denn ein Flüchtlingslager. Rund 5000 Menschen leben hier und alle hoffen noch immer darauf, eines Tages heimzukehren in ihre Dörfer rund um Jerusalem, aus denen sie nach dem israelischen Unabhängigkeitskrieg geflohen sind. Am Eingang zum Flüchtlingslager hängt ein großer Schlüssel, der daran erinnern soll, dass ihnen von den eigenen Häusern rund um Jerusalem nur die Schlüssel blieben.

 

Check1

Israelische Soldaten bewachen einen Eingang zum Grab der Patriarchen – der Ort, an dem nach der biblischen Überlieferung Abraham, Sara, Isaak, Rebekka, Jakob und Lea begraben sind. Die Höhle gilt sowohl für den Islam als auch für das Judentum als heilig. An diesem Eingang jedoch kommen keine Muslime vorbei. Für sie gibt es einen gesonderten Eingang. Tatsächlich wurde unsere Gruppe gefragt, ob Muslime unter uns seien. Unsere Antwort lautete zwar Nein, doch dann haben sie doch eine muslimische Amerikanerin, die zwar kein Kopftuch trug, aber arabische Züge hatte, ausfindig gemacht. Ärger, Aggressionen, Angst. Wir mussten schell verschwinden.

 

Soldat

Die große Präsenz von bis unter die Zähne bewaffneten Soldaten wirkt auf Ausländer, vor allem aus dem Westen, äußerst befremdlich. Für die meisten Israelis aber strahlen sie Sicherheit aus. Der Großteil der jüdischen Einwohner vertraut auf die Streitkräfte. Nach Dutzenden von Angriffen und Anschlägen von Seiten der Palästinenser in den vergangenen Jahrzehnten auf Israel ist das kein Wunder. Leider werden jedoch viele Missstände in der israelischen Sicherheitspolitik toleriert mit dem Argument: „Wir müssen uns schützen.“
Im Übrigen spielt das Militär auch schon allein deshalb eine solch große Rolle in der Gesellschaft, weil alle Männer direkt nach der Schule drei Jahre ihren Wehrdienst ableisten müssen, Frauen gehen zwei Jahre lang zur Armee.

 

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