Schluss mit Hundewindeln

2014-01-22 12.39.45

Die berühmteste Zooabteilung der Welt im Nobelkaufhaus Harrods schließt Ende Januar. Einst wurden hier Alligatoren, Panther und Kamele verkauft. Ronald Reagan erwarb einmal einen Babyelefanten. Zuletzt gab es im „Pet Kingdom“ nur noch Luxusbehandlungen und –produkte für die Hunde und Hamster gutbetuchter Kunden.

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Das Königreich befindet sich im vierten Stock, ganz hinten in der Ecke. Schilder leiten die Kunden durch das Luxuskaufhaus Harrods im schicken Londoner Stadtteil Knightsbridge. Die Babygeschenke-Abteilung muss links liegen gelassen werden, dann geht es durch den Bereich, in dem hochpreisige Damenbekleidung hübsch drapiert ist. Endlich eröffnet sich das „Königreich der Haustiere“, wie jene legendäre Zooabteilung des Konsum-Ungetüms heißt. Doch so richtig königlich sieht es hier nicht aus. Nicht mehr.

Auf den Tischen liegen Hundekleidchen aus Kaschmirwolle und Tütüs für die Vierbeiner – wohl für besondere Anlässe gedacht. An den Wänden hängen Plüschknochen, glitzernde Halsbänder und elegante Hundeleinen aus Leder. Blau, grün, auberginefarben, zitronengelb – je nachdem wie es zur Garderobe von Frauchen oder Herrchen passt. Im Angebot sind zurzeit Hundewindeln, eine Packung kostet umgerechnet nur 6,10 Euro. Auch kulinarisch gilt: Nichts kann gut genug für den besten Freund des Menschen sein. Neben luxuriösen Speisen sind selbst Muffins und Roast Beef auf den Hundegeschmack abgestimmt.

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Etwas weiter erhalten im „Pet Spa“ die geliebten Haustiere eine Sonderbehandlung, während die Besitzer auf Shoppingtour gehen. Hinter großen schaufensterartigen Glasscheiben werden auf Frisiertischen gerade zwei Welpen geschoren und hübsch gemacht. Sie sind an eine Vorrichtung angeleint. Während die beiden Friseurinnen mit einer elektrischen Hundeschere das weiße Fell kürzen, fläzen in der Ecke weitere Vierbeiner und warten auf ihren Termin. Das weiße Fell flockt auf den Boden, die Hunde schauen rührselig drein und lassen die Schönheitsprozedur über sich ergehen. Auch dass sie wie in einem Zoo von vorbeigehenden Besuchern beobachtet werden, scheint sie kaum zu kümmern. Ein kleiner Junge drückt sich an der Scheibe seine Nase platt, zwei ältere Damen sind ganz verzückt: „Ach wie süß“, rufen die französischen Touristinnen beim Anblick der Schoßhunde. Sie wollten während ihrer Londonreise unbedingt noch einmal in die berühmte Zooabteilung des Harrods kommen.

Denn zum Ende des Monats ist Schluss mit Wellnessbehandlungen und Luxusgütern für Hund und Hamster. „Das Königreich der Tiere wird geschlossen, um aufregenden Entwicklungen im Damenbekleidungsbereich Platz zu machen“, sagte eine Harrods-Sprecherin. Die Entscheidung haben die neuen Eigentümer, die Qatar Holding, aus dem Emirat am Persischen Golf getroffen. Die Schließung ist Teil einer Generalüberholung des Luxustempels. Umgerechnet fast 250 Millionen Euro haben die Kataris bereits investiert, eine Zooabteilung passt da nicht mehr ins Konzept.

Zumal die legendären Zeiten vorbei sind. Bis das Artenschutzabkommen, der „Endangered Species Act“, im Jahr 1976 verabschiedet wurde, war das Harrods bei Liebhabern exotischer Tiere beliebt. Hier konnten sie seit 1917 auch seltene Arten kaufen. Es heißt, die kanadische Schauspielerin Beatrice Lillie erstand in dem Nobelkaufhaus einmal einen Alligator für ihren Freund, den Schriftsteller Noël Coward. Während heute nur noch plüschige Raubtiere kleine Kinder anlocken, konnten damals echte Löwenbabies, Kamele und Panther geordert werden. Sogar der frühere US-Präsident Ronald Reagan bestellte im Harrods einmal einen Babyelefanten. Sie hieß Gertie.

2 Kommentare

  1. Da sieht man mal wieder..nichts ist unmöglich. So ein schicker Hundefriseur und Betreuung passt doch in das vornehme Kaufhaus Harrods.
    Gruß

  2. Könntest Du mir bitte noch ein Rudel Fischotter reservieren? Besten Dank und viele Grüße, S

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